Wir haben Angst vor uns selbst
Seit dem Film Terminator ist der Roboter, der die Weltherrschaft an sich reißt, ein weit verbreitetes Science-Fiction-Klischee. Doch warum sollten Roboter das überhaupt tun?
Hinter dieser Vorstellung versteckt sich eine humanistische Annahme. Nämlich die Annahme, dass wir Menschen einen freien Willen haben. Überträgt man im nächsten Schritt diese Annahme auf Roboter, bekommt man nicht unbedingt nette Maschinen. Denn der Homo Sapiens ist nicht gerade für seinen liebevollen Umgang mit seiner Umwelt bekannt. Nicht mal für seinen liebevollen Umgang mit der eigenen Art. Warum sollten es also Roboter sein?
Interessanterweise verwenden Roboter in Filmen oft dieselben Argumente, die wir Menschen lange gebraucht haben, um unsere schrecklichen Taten zu rechtfertigen. Für die überlegenen Cyborgs sind wir Menschen schwächer, dümmer und primitiver. Also gehören wir ausgerottet. Lange Zeit haben die Menschen nichts anderes getan, als ganze Biosysteme zu zerstören, Ureinwohner zu versklaven und den Globus zu unterwerfen. Für die Umwelt gibt es weltweit keinen größeren Feind als den Menschen.
Insofern ist es durchaus verständlich, dass wir große Angst vor selbstdenkenden Roboter haben.
Wir haben Angst vor uns selbst.
Der Kampf der Humanisten
Sorgen macht mir etwas Anderes. Die Cyborg-Technologie mit all ihren Heilsversprechungen hat einen alten Gedanken entstehen lassen, den wir lange Zeit für überwunden gehalten haben. Nämlich die Idee von einer neuen Klasse von Menschen. Er ist recht alt und stammt aus dem Schoße des sogenannten evolutionären Humanismus, dem bösen Stiefbruder des liberalen Humanismus.
Machen wir einen Schritt zurück.
Der liberale Humanismus sieht den Menschen, als einen einzigartigen Lichtstrahl, der die Welt aus seiner eigenen Perspektive betrachtet. Der Mensch ist in der Lage, seinem Leben einen Sinn zu geben. Ohne einen Gott. Egal ob in Politik, Wirtschaft oder Kunst, die Erfahrung des Individuums steht immer im Zentrum. Die Humanismus-Religion ließ aber zwei weitere Splitter-Religionen entstehen, die von der eigenen Hauptströmung abweichen.
So entstand zwischen dem 18. und 19. Jahrhundert der Sozialismus aus einer humanistischen Überlegung.
Anders als die liberalen Humanisten finden soziale Humanisten nicht, dass die einzelne Erfahrung des Individuums von größter Wichtigkeit ist. Schließlich können einzelne Individuen recht unterschiedliche und gar widersprüchliche Erfahrungen machen. Und wie entscheidet man dann, welche wichtiger ist?
Viel relevanter als die einzelne Erfahrung sei doch die gemeinschaftliche. Deshalb fragt der Sozialist stets, wie sich menschliche Gesellschaften als Kollektive fühlen. Der Einzelne ist ihm weniger wichtig.
Im Zentrum bleiben zwar weiterhin die Menschen, doch vor allem als Gemeinschaft. So waren die DDR und die Sowjetunion ein vom Staat gelenktes System, in dem es nur eine Partei gab, die die Bedürfnisse seiner Bürger befriedigen sollte. Nicht eine Regierung von verschiedenen Parteien, die die Bürger wählten. Im 20. Jahrhundert kämpften der soziale und der liberale Humanismus eine blutige Schlacht um die Vorherrschaft. Beide waren recht erfolgreich. Obwohl die Sowjetunion zusammenbrach, hatte sich der soziale Gedanke in weiten Teilen der liberalen Demokratien ausgebreitet und positive Resonanz gefunden. Die Liberalen haben aber den Sieg davon getragen.
2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
irgendwie nicht ganz passend aber zumindest verwandt! https://www.buzzfeed.com/tedchiang/the-real-danger-to-civilization-isnt-ai-its-runaway?utm_term=.awJYGR7ON6#.rixB8JYD2a
Danke dir, der Artikel hat mir gut gefallen:)