Eines der größten Projekte der Zukunft ist das Glück. Es zu erforschen und ins eigene Leben zu übertragen, beschäftigt Philosophen seit Epikur. Mehr denn je bestehen wir heute auf ein glückliches Leben. Oder wollt ihr etwa darauf verzichten?
Haben sich Wildbeuter vor 70.000 tausend Jahren, während sie ums Überleben kämpften, eigentlich auch gefragt, wie sie glücklich werden können? War Glück für sie überhaupt ein Thema?
Wahrscheinlich nicht, jedenfalls nicht so wie für uns heute. Wir sind schon seit einiger Zeit keine Wildbeuter mehr. Wir erlegen unsere Nahrung nicht mit Speeren, sondern kaufen sie in Supermärkten. Die Natur hat längst vor der menschlichen Übermacht kapituliert, wilde Tiere begegnen wir höchstens noch in Filmen. Was auf unserem Tisch landet, hat man im Schlachthof getötet, fein säuberlich zerlegt und abgepackt. Machen wir uns nichts vor, wir kämpfen nicht mehr ums reine Überleben, sondern ums angenehme Leben. Und genau dafür wollen wir das Glück.
Das deutsche Wort „Glück“ ist ein wenig irreführend, weil es zweideutig ist. Glück haben kann bedeuten, dass einem zufällig etwas Positives passiert. Hier fällt Glück einem eher blind zu und man hat keine Kontrolle darüber. In diesem Sinne ist Glück sogar wichtig fürs Überleben. Bei der Flucht vor einem Löwen dürfte sich der eine oder andere Wildbeuter durchaus mit viel Glück gerettet haben. Diese Glücksbedeutung interessiert uns hier aber nicht. Wir reden heute über das Glück, das wir beeinflussen können.
Liberale Gesellschaften wie die unsere leben nach dem Leitsatz: „Mach das, was dich glücklich macht.“
Glück ist das Maß, nach dem wir unsere Entscheidungen treffen und unsere Moral ausrichten. Wir glauben fest daran, dass wir unser Glück mehr oder weniger selbst in der Hand haben. Eher mehr als weniger. Die alte Redensart „Jeder ist seines Glückes Schmied“ ist nicht nur ein netter Spruch, sondern ein Glaubensbekenntnis. Und wir sind alle Gläubige.
3 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Solang du nach dem Glücke jagst,
Bist du nicht reif zum Glücklichsein,
Und wäre alles Liebste dein.
Solang du um Verlornes klagst
Und Ziele hast und rastlos bist,
Weißt du noch nicht, was Friede ist.
Erst wenn du jedem Wunsch entsagst,
Nicht Ziel mehr noch Begehren kennst,
Das Glück nicht mehr mit Namen nennst,
Dann reicht dir des Geschehens Flut
Nicht mehr ans Herz, und deine Seele ruht.
(Hermann Hesse)
Häufig wissen wir, was uns gut tut, tun es aber nicht. Häufig wissen wir auch, was uns auf Dauer nicht gut tut, und tun es trotzdem.
Schöne Grüsse aus Osnabrück
Hey Rainer,
stimme dir total zu. Das Interessante daran ist, dass das Wissen überhaupt nicht ausreicht. Nur weil etwas wissen, heißt es nicht, dass wir danach handeln.