Es geht nicht darum, Diskussionen über die eigene Kunst zu meiden.
Es geht darum, in dem Wust an Zweifeln, die einen Künstler zu Beginn seiner Laufbahn (und wenn wir ehrlich sind weit darüber hinaus) plagen, die Kontrolle über das eigene Schaffen nicht irgendwelchen Außenstehenden in die Hand zu geben.
Es geht darum, den Wert seiner Kunst nicht danach zu bemessen, ob die Kritiker diese zerreißen oder in den Himmel loben. Kritiker sind mit Urteilen schnell bei der Hand und kaum angefangen, sich danach zu richten, tanzt der Künstler bald nach dem Lob des Einen, bald nach dem Tadel des Anderen. Er versäumt dabei die Gelegenheit, seine Kunst kennen zu lernen. Eine Kunst, die nie entsteht, weil sie nur entstehen kann, wenn man sich erlaubt, in seinem natürlichen Schaffen zu reifen.
Es geht darum, seine Kunst nicht im Keim zu ersticken.
“Ein Kunstwerk ist gut, wenn es aus Notwendigkeit entstand. In dieser Art seines Ursprungs liegt sein” Urteil: es gibt keine anderes.”
Rilkes Briefe sind ein einziges Fick-dich an den hochnäsigen Literaturbetrieb und eine Ode an das stille, der eigenen Seele lauschende Schaffen. Darin liegt eine Vorstellung von Kunst, so intim, dass ihr Wert sich für den Künstler ganz selbstverständlich ergibt, wie seine Tränen, sein Lachen, seine Liebe. Gespräche mit Vertrauten und ihr Feedback sind dabei ebenso Eindrücke, wie Musik oder Natur – nicht mehr und nicht weniger. All das beinflusst den Künstler, aber wenn es zu Schaffen gilt, wendet er sich nach innen. Ohne Pose, ohne Gefälligkeit.
Dazu gehört auch die Sprache. Wie viele Autoren biedern sich mit einer gekünstelten Sprache bei dem Kulturbetrieb an, um bloß nicht ausgegrenzt zu werden, wie viele orientieren sich mehr an Thomas Manns Sprachverrenkungen, als ihre eigenen Worte zu suchen, indem sie ihrer Kindheit, ihrer Umwelt, ihrem Innenleben horchen.
„Darum retten Sie sich vor den allgemeinen Motiven zu denen, die Ihnen Ihr eigener Alltag bietet“, schreibt Rilke, „schildern Sie Ihre Traurigkeiten und Wünsche, die vorübergehenden Gedanken und den Glauben an irgendeine Schönheit – schildern Sie das alles mit inniger, stiller, demütiger Aufrichtigkeit und gebrauchen Sie, um sich auszudrücken, die Dinge Ihrer Umgebung, die Bilder Ihrer Träume und die Gegenstände Ihrer Erinnerung.“
2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Das ist schön was sie machen. Herr ghasemin
Hallo,
Du hast deine (und Rilkes) Worte in einen schönen Raum gesetzt.
Ich habe mich in den Fragen zu meinem eigenen kreativen Prozess verloren und Deine Worte gefunden. Oder sie mich, wer weiß?
Danke Dir dafür.
Eines verstehe ich jedoch nicht… Warum darf man Rilke nicht falsch verstehen?