Seiner Stimme ungefiltert Ausdruck zu verleihen. Darum ging es mir auch bei der Gründung von RebellComedy. Wir fühlten, dass alle existierenden Comedy Formate uns Migranten entweder ignorierten oder karikierten. Authentische Stimmen, die ohne Rücksicht auf den Comedybetrieb unsere Welt zum Ausdruck brachten, gab es keine. Wir hatten keine Ahnung von Comedy. Aber was wir hatten war eine authentische Stimme. Und jede Menge Zweifel. Und wie geht man dann mit den ganzen Zweifeln um? In einem seiner letzten Briefe an den jungen Dichter schreibt Rilke:
„Sie sind so jung, so vor allem Anfang, und ich möchte sie, so gut ich es kann, bitten, lieber Herr, Geduld zu haben gegen alles Ungelöste in Ihrem Herzen und zu versuchen, die Fragen selbst liebzuhaben wie verschlossene Stuben und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache geschrieben sind. Forschen Sie jetzt nicht nach den Antworten, die Ihnen nicht gegeben werden können, weil Sie sie nicht leben können. Und es handelt sich darum, alles zu leben. Leben Sie jetzt die Fragen. Vielleicht leben Sie dann allmählich, ohne es zu merken, eines fernen Tages in die Antwort hinein. […] Wenn Sie sich an die Natur halten, an das Einfache in ihr, an das Kleine, das kaum einer sieht, und das so unversehens zum Großen und Unermesslichen werden kann; wenn Sie diese Liebe haben zu dem Geringen und ganz schlicht als ein Dienender das Vertrauen dessen zu gewinnen suchen, was arm scheint: dann wird Ihnen alles leichter, einheitlicher und irgendwie versöhnender werden, nicht im Verstande vielleicht, der staunend zurückbleibt, aber in Ihrem innersten Bewusstsein, Wach-sein und Wissen.“
2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Das ist schön was sie machen. Herr ghasemin
Hallo,
Du hast deine (und Rilkes) Worte in einen schönen Raum gesetzt.
Ich habe mich in den Fragen zu meinem eigenen kreativen Prozess verloren und Deine Worte gefunden. Oder sie mich, wer weiß?
Danke Dir dafür.
Eines verstehe ich jedoch nicht… Warum darf man Rilke nicht falsch verstehen?